, Hugo Neuhaus-Gétaz

Gedanken zum Einsatz für nachhaltige Entwicklung, hier und heute

Die Gemeinde Bottmingen nimmt zusammen mit der Region Leimental Plus als eine von 10 Partnergemeinden an einem angewandten Forschungsprojekt teil. Landwirt Mathis weist darauf hin, dass vor allem Handeln vor Ort erwartet wird.

Im BiBo vom 29. Oktober schreibt Toni Mathis folgendes: 

Worte statt Taten

An der letzten Gemeindeversammlung wurden zum Thema «Abschaffung der Natur- und Umweltschutzkommission (NUSK)» viele Worte gesprochen. Alle hatten und haben in Sachen Umwelt etwas zu sagen.

Die NUSK soll bestehen bleiben und weiter diskutieren. Zudem wird eine Arbeitsgruppe des Gemeinderates die Umweltthemen «weiträumiger», regional, national, sogar global, debattieren. Dafür braucht es natürlich wortgewaltige Experten. Für diese Experten werden wir an der Budget-GV Fr. 20’000.– bewilligen.

Die Devise betreffend Natur- und Umweltschutz in Bottmingen wird weiterhin sein «Worte statt Taten».

Toni Mathis, Vizepräsident NUSK

 

Bild: Mathis-Hof in Bottmingen (aus Webseite https://www.mathis-hof.ch/galerie/rundgang-hof/)

 

Auf der Internetseite der Gemeinde Bottmingen finden wir den folgenden vom Gemeinderat publizierten Text: 

Einsatz für nachhaltige Entwicklung

Ziel ist es, ein fortschrittliches und aktuelles ­ ­Nachhaltigkeitsmanagementsystem für Kommunen zu implementieren. Nachhaltigkeit soll somit im Herzen des kommunalen Managements verankert werden. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der Haute Ecole d'Ingénierie et de Gesti¬on du Canton de Vaud (HEIG-VD) soll ein Instrument zur Bewertung und Überprüfung der kommunalen Prozesse im Sinne der Sustainable Development Goals (SDG’s) entwickelt werden. Das Projekt startet sofort und dauert bis Ende 2022.

Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung wird auch als «Weltzukunftsvertrag» bezeichnet. 2015 wurde die UN-Resolution von allen UNO-Mitgliedsstaaten unterzeichnet. Auch die Schweiz hat sich mit der Unterzeichnung dieses Vertrags verpflichtet, die drängenden Herausforderungen global zu lösen. Die SDG’s mit 17 Zielen und 169 Unterzielen sind Kernbestandteil dieses Vertrages, und sollen bis 2030 umgesetzt und erreicht werden.

 

 

 

 

Meine ersten Gedanken dazu: 

Das sind nun zwei Aussagen zu Fragen des Natur- und Umweltschutzes. Vergleicht man diese beiden, erkennt man grosse Unterschiede. 

1. Sprache: 

  • Toni Mathis,
    ein engagierter Landwirt aus Bottmingen, schreibt eine klare, verständliche Sprache. Er fasst kurz und prägnant zusammen: Die Devise betreffend Natur- und Umweltschutz in Bottmingen wird weiterhin sein «Worte statt Taten». 

  • Der Gemeinderat schreibt: 
    Ziel ist es, ein fortschrittliches und aktuelles ­ ­Nachhaltigkeitsmanagementsystem für Kommunen zu implementieren. Nachhaltigkeit soll somit im Herzen des kommunalen Managements verankert werden. In Zusammenarbeit mit ...
    Als Leser muss ich mir die Frage stellen, was ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem, das da implementiert werden soll, ist. Dann gilt es auch noch das Herz des kommunalen Managements zu entdecken. 

Alleine schon durch die Sprache stellen wir fest, dass da zwei Welten sind:

  • Einerseits der Landwirt, der in seinem Alltag ständig mit der Natur sich auseinandersetzt, der darauf angewiesen ist, dass die Natur, mit der er arbeitet, gesund ist, damit überhaupt Pflanzen gedeihen können und Tiere ernährt werden können. Hier geht es darum vor Ort zu handeln und hier die Bedingungen unserer Umwelt zu optimieren und zwar im Hier und Jetzt. 

  • Anderseits der Gemeinderat Bottmingen, der die aktuelle Situation im Dorf in einen grösseren Zusammenhang stellen will, um, so habe ich die Botschaft verstanden, Veränderungen voran zu treiben, die nicht einfach lokal sind, sondern in einen grösseren Zusammenhang einzubetten sind. Die Absicht ist klar: Zuerst sollen die Zusammenhänge ergründet werden, dies im Hinblick auf späteres Handeln. 

 

2. Absichten und Handeln

  • Blick in die Zukunft:
    Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, kurz "Weltzukunftsvertrag" ist ein Vertrag. Üblicherweise ist ein Vertrag eine geschriebene Abmachung zwischen Parteien.
    Im Weltzukunftsvertrag soll also die ganze Welt miteinander abmachen, wie wir nachhaltig auf dieser Erdkugel zusammen leben wollen. Da stehen 17 weltumspannende Ziele drin (siehe Graphik oben, und...wer es genauer wissen will, kann hier den umfangreichen Bericht dazu lesen:  Agenda_2030_online.pdf). Auf Grund dieses Vertrags sollen dann Ziele für uns abgeleitet werden. Dies in Zusammenarbeit mit weiteren Gemeinden, mit Fachleuten von Universität usw. Für die Zusammenarbeit mit Experten sieht das Budget 2021 20'000 Fr. vor. 

  • Handeln im Jetzt: 
    Auf der Internetseite der Gemeinde Bottmingen findet man wenig über das aktuelle Handeln. Wir wissen z.B. dass in unserer Gemeinde bis heute nur ein kleiner Teil der Strassenlampen auf LED umgestellt wurden (wieviele ist nirgends publiziert).  Vergleichen wir dies mit Oberwil, unserer Nachbargemeinde: 

    Aktuelle Informationen aus der Gemeinde Oberwil (http://www.oberwil.ch/de/aktuelles/aktuellesinformationen/?action=showinfo&info_id=860608)
    Umrüstung auf LED
    Seit 2015 wird die Strassenbeleuchtung im Siedlungsgebiet der Gemeinde Oberwil auf energieeffiziente LED umgerüstet. In der Zwischenzeit konnten von den bestehenden 1‘077 Leuchten bereits 601 ersetzt werden. Dies entspricht 55,8 Prozent.
    Der Gemeinderat hat ab 2020 einer Verdoppelung der Investitionsausgaben für die Umrüstung der Kandelaber bewilligt. Damit können die restlichen Beleuchtungskörper beschleunigt ersetzt werden. Nach der Umrüstetappe 2020 stehen in den Jahren 2021 und 2022 die letzten beiden Etappen an.
    Folgende Strassenzüge werden im 2020 auf LED umgerüstet: Vorderbergstrasse, Benkenstrasse, Wiesenstrasse, Hohestrasse, Louisrebenweg, Birkenstrasse, Bahnhofstrasse, Gempenstrasse, Hohlweg, Kummelenstrasse und Neuwilerstrasse. Publiziert am 27. Feb. 2020

  • Und so gibt es noch etliche andere Bereiche, die jetzt angepackt werden könnten: Zum Beispiel Photovoltaikanlagen auf den gemeindeeigenen Liegenschaften. 

 

Zum (vorläufigen) Schluss: Die gerettete Natur- und Umweltschutzkommission soll mit die Aufgabe haben die Sprachen der beiden Welten zu verbinden, doch was noch viel wichtiger ist Absicht und Handeln so mitzusteuern, dass im Hier und Jetzt gehandelt werden kann, unabhängig von weltumspannenden Verträgen und umfangreichen Expertenberichten.
Ersetzt man Strassenlampen oder baut man jetzt Photovoltaik-Anlagen, dazu braucht man keine Expertenberichte, sondern da ist Handeln gefragt, und zwar im Hier und Jetzt. 

hugo neuhaus-gétaz, 4. November 2020