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Gedanken zum Tod von Urs Wüthrich

Am 18. Juli ist Urs Wüthrich im Alter von 68 Jahren völlig unerwartet gestorben. Sein Tod ist ein trauriger Verlust für seine Familie, für seine Weggefährtinnen und Weggefährten, für die SP Baselland. Wir erlauben uns diesen Text von Peter Schmid ebenfalls auf unserer Webseite zu publizieren.

 

Rasch tritt der Tod den Menschen an,
Es ist ihm keine Frist gegeben;
Es stürzt ihn mitten in der Bahn,
Es reisst ihn fort vom vollen Leben.
(Friedrich Schiller, Wilhelm Tell)

Urs ist im Emmental aufgewachsen; er war nach seinen eigenen Worten „E Bueb vo Trueb“. Im Gemeinderat von Zuchwil begann sein langjähriges politisches Engagement, sein unermüdlicher Einsatz für die Sozialdemokratie und die Gewerkschaft. Ausgebildet als Kaufmann und Psychiatriepfleger, wechselte er das Berufsfeld und wirkte für den VPOD, zuletzt von 1981 bis 2002 als Zentralsekretär.

Die folgenden Zeilen reichen nicht aus, um das vielseitige Leben und Wirken von Urs zu beschreiben. Manches bleibt unerwähnt.

Die Liste seiner politischen Ämter ist lang: Präsident des Gewerkschaftsbundes Baselland, Mitglied des Landrates, Fraktionspräsident und von 2003 bis 2015 Regierungsrat und Vorsteher der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion. Nach seinem Rücktritt aus der Regierung engagierte sich Urs bis zu seinem Tod für die Öffentlichkeit: im Förderverein der Universität Basel, bei den Naturfreunden Schweiz, bei Benevol Baselland, beim Förderverein Sinfonietta Basel, für die Kunsteishalle Sissach. Weiterhin blieb er ein aktives Mitglied der SP Baselland, wirkte im Vorstand der Sektion Sissach, als Delegierter bei der Kantonalpartei, zudem als Mitorganisator der SP-Bildungsveranstaltungen.

Urs war mit spürbarem Stolz Regierungsrat. Die Nähe zu den Leuten war ihm wichtig, er war gesellig und nahbar. Gestaltungsfreude und Ideenreichtum gehörten zu ihm. Die Umsetzungen wurden leider durch die schwierige finanzielle Lage des Kantons deutlich eingeschränkt. Stets sah er den Kanton Baselland in einem unverzichtbaren Zusammenhang mit der Region. Deshalb stelle ich die Folgen dieser Sichtweise in den Vordergrund.

Er war ein Verfechter der gelebten Partnerschaft zwischen BL und BS; unterstützte den Weg zu einer möglichen Wiedervereinigung durch die Fusionsinitiative. Er trat für das Projekt „Harmos“ ein und wirkte beim Aufbau des Bildungsraumes Nordwestschweiz mit. Im Gegensatz zu etlichen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen vergass er nie, dass einst der Kanton Baselland mit einer Standesinitiative eine deutlich verbesserte Koordination des Bildungswesens in der ausgeprägt föderalistisch organisierten Schweiz verlangte. Den Weg seiner Vorgänger hin zur Universität beider Basel schloss er erfolgreich ab; ebenso den Vertrag zur Gründung der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Kritik und unterschiedliche politische Auffassungen gehören zum Alltag eines Politikers. Gelegentlich musste sich Urs auch Kritik gefallen lassen, die nur schwer mit den Inhalten des diskutierten Gegenstandes zu tun hatte. Etwas mehr Gelassenheit aus allen politischen Lagern hätte dem Bildungswesen gut getan. Urs verlor den Humor nie oder selten. Sein ausgesprochener Sinn für Situationskomik half ihm immer mal, im aufkommenden politischen Gegenwind zu bestehen. Mit bemerkenswerter Energie unternahm er nötigenfalls mehrere Anläufe, trat wenn es ihm nötig erschien, den Rückzug an, um bei veränderter Ausgangslage einen nächsten Anlauf zu wagen.

Urs war ein Meister der letzten Minute. Wer mit ihm zusammenarbeitete, war durch seinen Arbeitsstil oft gefordert. Dank seiner Gewieftheit fand er in der Regel die Kurve. Urs und ich begegneten uns zum letzten Mal am Bildungsweekend der SP BL im Mai dieses Jahres. Während einiger Jahre halfen wir beide bei der Organisation der mehrtägigen Veranstaltung mit. Urs stellte seine herausragenden Kochkünste unter Beweis. Mit grösster Geduld erfüllte er sämtliche Sonderwünsche, die heute bei der Ernährung gang und gäbe sind. Auch ich kam in den Genuss eines zwiebelfreien Sondertellers. Dazwischen bat er mich, noch schnell die vergessene Milch im Tal zu holen und auf dem Weg dorthin eine offene Rechnung zu bezahlen. In der Nähe von Urs gab es immer mal etwas „hurtig“ zu erledigen.

Urs wird uns fehlen. Traurig und dankbar denken wir an ihn. Wir hätten ihm noch etliche Lebensjahre gegönnt.Unsere herzliche Anteilnahme gilt seiner Frau Carla und seiner Familie.

Für die SP Baselland       Peter Schmid

27. Jul 2022