Podiums-Diskussion zur Pflegeinitiative in Bottmingen
Zentral war dabei der aktuelle und sich immer mehr zuspitzende Pflegenotstand. Die anwesenden Fachpersonen aus der Pflege schilderten die Situation wie folgt: die Personalbestände sind knapp, es fehlen Leute insbesondere bei Krankheitsausfällen. Dies führt dazu, dass die Patientinnen und Patienten nicht die Pflege und Betreuung erhalten, die sie eigentlich nötig hätten. Beim Fachpersonal, welches einen Berufs- und Pflegeauftrag hat, führt dies zu Stress und Erschöpfung. Die Intensivstationen sind aufgrund der aktuellen Covid-Situation zunehmend ausgelastet. Die Intensivstationen können zwar ausgeweitet werden, nur macht dies keinen Sinn, wenn das Personal zum Betrieb der Stationen fehlt.
Auch die Lohnsituation ist angespannt. Gerade Pflegehilfen, die in den Alters- und Pflegeheimen eine tragende Rolle spielen, sind schlecht entlohnt und können von diesem Lohn nicht leben. Auch in den Alters- und Pflegeheimen fehlt Personal. Wenn sich der Pflegenotstand weiter zuspitzt, wird es nicht mehr möglich sein, alle Patientinnen und Patienten umfassend zu pflegen und zu betreuen. Es besteht die Gefahr einer eigentlichen Zweiklassenmedizin.
Angesprochen wurde auch der indirekte Gegenvorschlag zur Pflege-Initiative, welcher in den kommenden acht Jahren eine Ausbildungsoffensive vorsieht: dieser Ansatz sei begrüssenswert, genüge aber nicht. Denn es sei ebenfalls eine Tatsache, dass rund 40% der ausgebildeten Pflegefachkräfte ihren Beruf verlassen, und dies zum Teil schon nach wenigen Jahren. Man müsse eben auch für Bedingungen sorgen, dass die Leute dank attraktiver Rahmenbedingungen im Beruf bleiben. Eine reine Ausbildungsoffensive verpuffe somit nach kurzer Zeit. Zudem ist die Ausbildungsoffensive auf acht Jahre beschränkt. Der Bedarf an Pflegepersonal werde aber aufgrund der Altersentwicklung der Bevölkerung auch danach noch anhalten.
Im Publikum wurde die Frage aufgeworfen, ob man sich die finanzielle Besserstellung des Pflegepersonales überhaupt leisten könne. Die Podiumsteilnehmer wiesen darauf hin, dass die Besserstellung Kosten verursache; die heutige Situation sei aber ökonomisch ineffizient: wenn Personal teuer ausgebildet werde, den Beruf aber wieder verlasse, dann werde viel Geld in den Sand gesetzt. Dieses Geld würde sinnvollerweise besser in nachhaltige Arbeitsbedingungen investiert.
Die Anwesenden wurden auch auf die Chance der Initiative angesprochen: gemäss Umfragen geniesst diese zur Zeit einen grossen Zuspruch in der Bevölkerung. Entschieden werde aber eine Abstimmung nicht in Umfragen, sondern an der Urne. In diesem Sinne wurden die Anwesenden zu einem beherzten Ja am 28. November aufgerufen!
(Hier können Sie Bilder zum Abend sehen: